Die Schönecker Eierlage

Die Eierlage im Vergleich mit anderen Eierlesebräuchen
Die Schönecker Eierlage ist nicht ganz so "einzigartig", wie in Veröffentlichungen besonders in der Nachkriegszeit immer wieder behauptet wurde. Der Brauch, an Ostern Wettspiele mit Eiern zu veranstalten, war früher über viele Orte in ganz Europa verbreitet. Auch heute gibt es in verschiedenen Ländern noch Eierlese-Bräuche, so in der Schweiz den Baseler-, in Polen den Breslauer- und in Deutschland den Remlinger Eierlauf. Im französischsprachigen Teil der Schweiz, in Fey im Kanton Wallis, gibt es auch heute noch einen "course aux ouefs" (Eierlauf), bei dem der Raffer die Eier aus einigen Metern Entfernung in einen Korb werfen muss. Gleich mehrere "Eierläset"-Feste gibt es im Oberbasel-Gebiet in der Schweiz.
Diese verschiedenen Eierlesebräuche funktionieren meist nach einem gemeinsamen Grundmuster: Ein Raffer muss etwa 100 Eier aufraffen und einzeln in einen Korb legen. Ein Läufer muss eine bestimmte Wegstrecke zurücklegen. Beide Aufgaben sind so gewählt, dass sie sich vom Schwierigkeitsgrad etwa entsprechen. Verantwortlich für die Durchführung der Bräuche sind meist Junggesellen-Burschenschaften oder Zünfte. Im Lauf der Jahrhunderte entwickelten sich verschiedene Varianten der Eierlesebräuche. Bei einer Variante wurde der Läufer durch einen Reiter, bei einer anderen sogar durch einen Radfahrer ersetzt. Auch als Mannschaftsspiel wurde das Eierlesespiel durchgeführt.
Warum überall diese Bräuche in etwa gleicher Form entstanden sein könnten, erklärt die Theorie einer Mathematikerin, die sich in ihrer Doktorarbeit mit den Bräuchen beschäftigt hat.
Ausgangspunkt für die Läufer ist demnach die Summenformel gewesen, mit der man den Weg des Eierraffers errechnen kann: 104 x 105 x 62,5 = 6825 m. Diese Formel taucht schon in der Antike auf und war auch den Mathematikern des Mittelalters bekannt. So veranschaulichte der mailändische Mathematiker Hieronymus Cardanus 1539 in einem Buch die arithmetische Reihe, indem er als Beispiel einen Knecht nennt, der 100 Eier, die im Abstand von einem Schritt ausgelegt sind, einzeln in einen Korb legen muss. In vielen folgenden Rechenbüchern wird diese Aufgabe aufgegriffen und variiert. So könnte die Eieraufgabe über die Rechenmeister an die Handwerkerzünfte gelangt sein. Zur Veranschaulichung könnten die Zünfte die Aufgabe einfach ausprobiert haben. Viele Eierläufe wurden in Deutschland bis ins 19. Jahrhundert besonders in Baden-Württemberg, Hessen und Bayern ausgetragen, starben aber aus den verschiedensten Gründen aus.
Einzigartig an der Schönecker Eierlage aber bleibt, dass hier die Austragungsform des Brauches seit Jahrhunderten nachweislich unverändert ist. Die große Tradition des alten Schönecker Osterbrauches braucht den Vergleich mit den anderen existierenden Eierläufen nicht zu scheuen. Schon gar nicht mit den in neuerer Zeit entstandenen Kopien der Eierlage in einigen Dörfern der Eifel, die oft aus rein kommerziellen Gründen entstanden sind.

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